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75 Jahre LSB Berlin

01. 11. 2024

Liebe Engagierte im Berliner Sport, 

am 29. Oktober 1949 gegründet, feiert der Landessportbund Berlin ebenso wie die Sportjugend jetzt seinen 75. Geburtstag. Wenige Monate nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland gestaltete der Sport im Westteil Berlins seinen Neuaufbau. Heute können wir mit Stolz sagen, dass der Landessportbund durch die Arbeit der vielen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Menschen in den Vereinen und Verbänden tatsächlich die Stimme des Sports in unserer Stadt ist. Ihnen allen dafür von mir ein großes und herzliches DANKESCHÖN!

In den vergangenen Jahrzehnten hat der LSB viele Herausforderungen gemeistert. Der Zusammenschluss zwischen Ost und West erfolgte im Sport weitaus schneller und erfolgreicher als in anderen Bereichen des Berliner Lebens. Und auch die Einschränkungen der Corona-Zeit haben wir mit großem Teamgeist überwunden: Heute verzeichnet der Landessportbund Berlin mehr als 780.000 Mitgliedschaften in 2.300 Vereinen: Rekord, mit steigender Tendenz - insbesondere im Kinder- und Jugendbereich. Auch der Anteil der Frauen ist in den vergangenen Jahren überproportional gewachsen. 

In enger und guter Zusammenarbeit mit den Senatsverwaltungen für Inneres und Sport sowie für Bildung, Jugend und Familie fördert der Landessportbund nicht nur die Verbands- und Vereinsentwicklung, sondern auch Programme, die den Sport generationsübergreifend ermöglichen, Sport mit Jugend- und Sozialarbeit verbinden sowie das ehrenamtliche Engagement in unseren Reihen in seiner ganzen Vielfalt unterstützen. 

Unsere Anstrengungen im Bereich der Gleichstellung und Vielfalt sowie für den Kinderschutz und Inklusion zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der Landessportbund hat zusätzlich zu unserer Kinderschutzbeauftragten aus Eigenmitteln insgesamt acht hauptamtliche Stellen eingerichtet. Sie stehen den Berliner Vereinen und Verbänden beratend und tatkräftig zur Seite.  Das Kinderschutzsiegel wird für alle Verbände verbindlich. Damit schaffen wir vor allem bei den Eltern Vertrauen, die ihre Kinder in unseren Vereinen anmelden. Dieses Vertrauen ist für den organsierten Sport das wichtigste Gut.

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch, Sportstaatssekretärin Franziska Becker sowie Nicole Greßner als Vertreterin der Berliner Vereine an unserem Geburtstag haben wir von Politik und Mitgliedsorganisationen für diesen Weg sowie für unsere künftigen Aufgaben viel Anerkennung und Unterstützung bekommen.

Die Berliner Vereinslandschaft ist unglaublich vielfältig. Wir haben in den vergangenen Jahren herausragenden Sport in Berlin gesehen und werden diesen auch in Zukunft erleben können. Deshalb unterstützen wir eine Bewerbung für Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland. Wir sind überzeugt, dass durch eine Bewerbung eine Förderung des Sports in seiner Gesamtheit gelingen kann. Wir wollen eine Sportentwicklung in unserer Stadt, die allen Berliner*innen Möglichkeiten für mehr Bewegung schafft. Dazu gehören eine verlässliche und nachhaltige Entwicklung im Bereich der Infrastruktur. Es ist und bleibt eine unserer dringlichsten Aufgaben, zu erreichen, dass alle Menschen in unserer Stadt den Sport treiben können, den sie treiben wollen. Auch deshalb bleibt es für uns eine große Motivation, sich im Diskurs mit der Stadtgesellschaft auf vielfältigen Ebenen für die Entwicklung unserer Stadt zu einer bewegungs- und sportfreundlichen Metropole einzubringen. 

Dafür wollen wir uns auch nach innen fit machen. Mit der Einrichtung eines Kompetenzzentrums Verbands- und Vereinsentwicklung im Rahmen unserer Organisationsstruktur unternehmen wir weitere Anstrengungen, die Arbeit vor Ort und im sportlichen Alltag zu unterstützen und zu fördern. Mit Elke Duda, bisher Vorstand des TSV Wittenau, haben wir eine versierte Persönlichkeit gefunden, die sich in leitender Funktion dieser Aufgabe widmen wird. Wir wünschen ihr viel Erfolg.

Gut 300 Menschen haben am Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark für den Neubau des Stadions und die Umgestaltung des Sportparks zu einem inklusiven Sportpark demonstriert. Unter ihnen viele jugendliche Sportler*innen, Rollstuhlsportler*innen und auch eine Gruppe von Sportler*innen von Special Olympics Berlin. Nach zehn Jahren der Diskussion um die Zukunft des Sportparks und des Stadions haben die Abrissarbeiten am Stadion begonnen. Um zu zeigen, dass die Umgestaltung des Parks ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem barrierefreien Sport für alle in Berlin ist, hatten Vertreter*innen verschiedener Organisationen, darunter auch der Landessportbund Berlin zu der Demonstration aufgerufen. Wir hätten uns eine größere Teilnahme gewünscht, haben aber dennoch ein wichtiges Zeichen setzen können.

Ausgelöst durch öffentlich gewordene Fälle schwerer sexualisierter Gewalt im Sport steht das Thema Safe Sport in den letzten Jahren vermehrt im Blickpunkt von Sportorganisationen, Öffentlichkeit und Politik. Ein Problem im Umgang mit interpersonaler Gewalt liegt darin, dass es vielfach um Gewalthandlungen geht, die unterhalb der Schwelle vom Strafrecht erfasster Tatbestände liegen. Diese Gewalt ist im Sport trotzdem nicht zu tolerieren. Sie widerspricht einerseits unseren Werten und kann andererseits Wegbereiter zu Formen stärkerer Gewalt bis hin zu strafrechtlich relevanter Gewalt sein.

Interpersonale Gewalt entzieht sich also zu einem großen Teil staatlicher Verfolgung und Bestrafung. Wollen Sportorganisationen nicht in der reinen Gewaltprävention verharren, sondern in Fällen interpersonaler Gewalt rechtssicher dagegen vorgehen und Fehlverhalten sanktionieren, sind sie deshalb zunächst auf ihre eigenen Regelwerke angewiesen. Der DOSB hat sich daher zum Ziel gesetzt, bei seiner Mitgliederversammlung im Dezember 2024 einen Safe Sport Code (SSC) zu verabschieden, der bundesweit nach und nach in die Regelwerke von Fachverbänden, Kreis- und Bezirkssportbünden und Sportvereinen übernommen werden soll.

Rechtssicher angewandt werden kann der SSC nur von den Sportorganisationen, die ihn formal in ihren Regelwerken verankern. Auf diese Weise können sie ihre jeweiligen Mitglieder und Mitarbeiter*innen an diese binden. Jede Sportorganisation hat dabei die Wahl, ob sie Fälle interpersonaler Gewalt mit ihren eigenen Organen untersuchen und sanktionieren will, oder ob sie dies an andere, externe Organisationen abtritt. In diesem Zusammenhang könnte auch das von der Bundesregierung für 2025 geplante Zentrum für Safe Sport eine Rolle spielen, indem z. B. Sportverbände ihr Untersuchungs- und Sanktionsrecht an dieses abgeben.

Auf der Konferenz der Landessportbünde haben wir kürzlich in Schwerin die Umsetzung als einen Meilenstein für den organisierten Sport im Kampf gegen interpersonale Gewalt im Sport ausdrücklich begrüßt. Mit dem vorliegenden SSC steht ein mit juristischer und wissenschaftlicher Expertise entwickeltes Regelwerk zur Verfügung, das es dem organisierten Sport ermöglichen kann, rechtssicher Entscheidungen zum Schutz Betroffener und zur Sanktionierung von Täter*innen treffen zu können.

Die in der Konferenz vertretenen Landessportbünde sind übereingekommen, dass sie in ihren jeweiligen Mitgliederversammlungen bis zum 31. Dezember 2027 vorschlagen werden, eine Aufnahme des Safe Sport Codes in ihren Satzungen zu beschließen. Wir werden diesen Beschluss selbstverständlich umsetzen, zumal auch die Zuwendungsgeber auf Landes- wie Bundesebene ihre finanziellen Förderungen des Sports davon künftig abhängig machen werden.

Der organisierte Sport ist gegenüber anderen gesellschaftlichen Organisationen damit Vorreiter im Schutz vor interpersonaler Gewalt. Und das ist auch gut so!

Am 30. November findet wieder die Champions-Gala im Estrel-Hotel statt. Votieren Sie schon jetzt für unsere Besten des Jahres, das auch durch die Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris ja ein wirklich besonderes war. Und seien Sie natürlich dabei, wenn wir unsere Besten in einem würdigen Rahmen feiern wollen.

 

Mit sportlichen Grüßen, 
Thomas Härtel 
Präsident Landessportbund Berlin